Wie schnell sich alles ändern kann – Gedanken zum Reisen mit Zwillingen
Persönliches (Reise-) Update 2019
“Nicht, dass das Zwillinge werden!”, sagte meine Mama Anfang Januar plötzlich wie aus dem Nichts zu mir, ein paar Wochen nachdem ich einen positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen hielt. “Nein, warum sollten das Zwillinge werden?!”, antwortete ich etwas irritiert – wie kam sie denn jetzt bitte plötzlich darauf? Sie hätte da iiirgendwie so ein Gefühl…
Sehr gelassen ging ich in meine zweite Schwangerschaft, ließ mir ewig Zeit, bis ich endlich mal einen Termin bei meiner Frauenärztin ausmachte. So eine zweite Schwangerschaft verläuft gedanklich irgendwie so nebenbei. Und so erfuhr ich tatsächlich erst am letzten Tag der 11. Schwangerschaftswoche:
“Oh! Sehen Sie, was ich sehe?”, fragte mich meine Frauenärztin mit so einem Blick, den ich in dem Moment überhaupt nicht deuten konnte und mir nur dachte: Oh Gott, was stimmt denn mit meinem Baby nicht?! Was sie meinte, habe ich jedoch im nächsten Augenblick mühelos selbst am Bildschirm “diagnostizieren” können: “Es. sind. zwei!” Das war ehrlich der wohl schrägste Moment meines bisherigen Lebens. Ein Ich-bin-hier-im-falschen-Film-Moment der allerfeinsten Sorte! Ich wollte zwar meine gesamte Kindheit hindurch selbst ein Zwilling sein, aber eine Zwillingsmama zu sein, stand offen gesagt nie auf meiner Wunschliste…
Unsere größte Reise 2019
Mein ungefähr zweiter Gedanke war dann auch schon: Und was wird jetzt aus unserem Australien-Roadtrip? In gut drei Wochen fliegen wir doch nach Australien!?! Alles war bereits detailliert geplant, die Tagesetappen festgelegt, die Unterkünfte gebucht. Unzählige Stunden der Reiseplanung! Im Nachhinein finde ich es fast ein bisschen blöd von mir, dass ich erstmal an Australien dachte. Aber nun gut, so drei Wochen vor der Reise war mein Kopf nun mal voll mit nur dieser einen Sache: Australien! Ein Kind in meinem Bauch hätte mich davon glaube ich nicht weiter abgehalten. Aber gleich zwei? – das ist schon etwas anderes. Wie war das noch gleich? Sind nicht Zwillingsschwangerschaften immer Risikoschwangerschaften? Ich zerbrach mir den Kopf über das Langstrecken-Fliegen und Reisen mit Zwillingen im Bauch und ob wir dieses Roadtrip-Abenteuer am anderen Ende der Welt wagen sollten oder nicht.
Wer mir auf Instagram folgt, weiß es schon: wir sind dann tatsächlich nicht nach Australien geflogen. Allerdings hätte mir meine Ärztin grünes Licht gegeben und hat mir noch ein ärztliches Attest geschrieben: “…keine medizinischen Einwände gegen die geplante Australien-Reise”. Der eigentliche Grund war dann Valentins hohes Fieber kurz vorm Abflug. In der Woche waren im Kindergarten fast alle krank und letztendlich hat es ihn auch erwischt. Über 40 Grad Fieber in der Nacht vorm Abflug. Da war es dann klar, neben uns die fertig gepackten Koffer: wir können nicht fliegen! Und da sah ich es dann aber auch einfach nur als Zeichen: wir sollten vielleicht nicht fliegen! Alles hat seinen Grund und ich habe mir nicht grundlos die letzten Wochen den Kopf über das Reisen mit Zwillingen im Bauch zerbrochen! Da war es nun, mein Zeichen!
Australien, Februar 2019, wäre unsere größte Reise in diesem Jahr gewesen. Nun heißt unsere größte Reise in diesem Jahr: Zwillinge, Sommer 2019.
Zwillinge! Und nun?
Nach dem ersten Schockmoment konnte ich mich übrigens erstaunlich schnell mit dem Gedanken an Zwillinge anfreunden! Schon als ich die Arztpraxis verließ, war ich bereits ganz hin und weg! Zwillinge… was für ein besonderes Phänomen da in meinem Bauch gerade stattfand! Und plötzlich war meine Zweitschwangerschaft mindestens genauso aufregend wie die erste und verlief nicht mehr so nebenbei ;-) Und meine Mama, die ja offensichtlich auch nicht gerade der Fraktion “Zwillingsmama zu sein muss sooo toll sein” angehört, wie man aus meinem ersten Absatz unschwer herauslesen kann… meine Mama freut sich genauso wie ich und ist schon sehr aufgeregt! Der angehende Zwillingspapa freut sich ebenso sehr und ging von Anfang an sehr cool und gelassen mit der Neuigkeit um. Was bei mir ein “erster Schockmoment” war, war bei ihm einfach nur ein erstauntes Grinsen.
Meine Reisepläne und Zukunftsvorstellungen änderten sich durch die Zwillingsschwangerschaft allerdings gewaltig. Werden wir noch so viel reisen können? Werden wir überhaupt noch reisen können, oder wird immer ein Kind krank sein? Oder viel essenziellere Fragen: Wie kommen wir überhaupt von Wien ins Burgenland zur Oma mit so vielen Kindern und ohne Auto? Wir sind dann als Familie allein schon ein volles Auto, da kann uns ja niemand mehr vom Bahnhof abholen*. Und ich ganz alleine mit drei kleinen Kindern im Zug, wenn der Papa mal nicht mitkommt? Hilfe! Dahin war die mutige Mama, die auch für 2019 schon Alleine-mit-Kind-Reisepläne geschmiedet hatte. Anfangs schien alles unmöglich für mich.
*Ein Auto zulegen, dafür, dass wir es dann ein, zwei Mal im Monat brauchen? Nope! In unserem Alltag im Zentrum Wiens ist ein Auto einfach mehr hinderlich als sonst was und würde uns nur das Geld wegfressen, das wir lieber in Reisen investieren.
(*Edit 2020: Meine Mama fährt nun einen 7-Sitzer.)
Ich bin jetzt gerade in der 27. Schwangerschaftswoche und es geht mir soweit wirklich gut. Abgesehen davon, dass mein Bauch bereits sehr spannt und mittlerweile so rund ist wie kurz vor Valentins Geburt, mein Becken und Rücken bereits etwas unter der Last leiden und ich schon seit Längerem wirklich ewig brauche, um mich im Bett mühsam von einer Seite auf die andere zu drehen. All das kam bei Valentin definitiv in einem weit späteren Stadium der Schwangerschaft.
Ich freue mich sehr, sehr, sehr auf dieses doppelte Wunder in meinem Bauch. So ganz realisiert habe ich es aber glaube ich immer noch nicht. Da sitze ich am Sofa – und plötzlich flasht es mich: “Da sind wirklich zwei drin!” Manchmal habe ich auch ein bisschen Angst vor dem, was kommt. Am meisten davor, dass Valentin in der ersten Zeit zu kurz kommt. Und natürlich, dass ich der ganzen Situation nicht gerecht werden kann. Die typischen Sorgen einer Bald-Zweifach-, äh Dreifach-Mama eben. Aber die meiste Zeit freue ich mich einfach nur. Voller Zuversicht! Es gibt diesen Spruch: “Zwillinge suchen sich ihre Eltern aus!” Ich glaube ihn einfach mal!
Und nach Australien kommt Dänemark…
Nach unserer Woche auf Teneriffa im März, unserem kurzfristigen Ersatzreiseziel für Australien (hier ein erster Blogbeitrag mit unseren Lieblingsorten auf Teneriffa), war uns bald klar: Teneriffa hat uns als Familie so gut getan, warum nicht noch einmal die Dreisamkkeit an einem schönen Ort genießen, ein allerletztes Mal vor den Zwillingen! Sehr spontan wurden dann die Nordsee-Dünen Süd-Dänemarks und die deutsche Insel Sylt für Anfang Mai als Reiseziele auserwählt!
Doch dann wiederholte sich ein für uns schon allzu bekanntes Szenario. Es fing zwei Tage vorm Abflug an – und wollte nicht mehr aufhören: Valentin hatte einen richtig fiesen Magen-Darm-Virus erwischt! Das durfte doch nicht wahr sein. Diese Ungewissheit bis zur letzten Minute: können wir fliegen oder nicht, wird es sich ausgehen? Oh ja, wie gut ich dieses Gefühl schon kannte! Vor Australien, vor Teneriffa, vor Dänemark – jedes Mal war er krank. Mit dem Unterschied vor Teneriffa, dass er sich rechtzeitig erholte. Um auszuschließen, dass Valentin eventuell aus Aufregung vor einer Reise krank wird, haben wir ihm diesmal übrigens bewusst nichts davon gesagt. Und trotzdem ist er krank geworden. Im Jahr 2019 steht das Reisen offenbar auf Kriegsfuß mit uns!
Für unsere Reise nach Dänemark schafften wir es bis zum Boarding Gate. Nachdem wir Valentin am Vorabend dann doch vom geplanten Flug erzählt hatten und uns seine schöne Reaktion Mut machte – er freute sich und wollte unbedingt fliegen – konnten wir endlich eine Entscheidung treffen: Wir fliegen nach Dänemark! Und dann? Dann sah Valentin am Weg zum Flughafen so schlecht aus, dass wir wieder zweifelten. Er hing nur so in seinem Reisebuggy, den wir unter anderen Umständen nicht einmal mitgenommen hätten. Er sagte die ganze Zeit: “Mir geht’s nicht gut.” Ganz kurz vorm Boarding musste er dann wieder erbrechen. Dass er genau jetzt nochmal erbrach – ich konnte es ähnlich wie vor Australien nur als Warnung an uns deuten, nicht zu fliegen, sah plötzlich lauter Horror-Szenarien vor meinem inneren Auge. Ein blödes Bild ließ mich nicht mehr los: Frühgeburt der Zwillinge in Dänemark. Ja, letztendlich verließ mich wegen meiner Schwangerschaft der Mut. Schwangerschaftskomplikationen, das ist ein Aspekt, wo ich ängstlicher bin, als ich gerne zugebe.
Unser Aufgabe-Koffer musste in letzter Sekunde wieder aus dem Flugzeug befördert werden, wir sollten ihn beim Lost & Found Schalter abholen. Da saßen wir dann stundenlang und bekamen sehr interessante Auskünfte: “Ihr Koffer ist auf jeden Fall aus dem Flugzeug geholt worden!”, “Ihr Koffer befand sich bereits auf Förderband 1 zur Abholung, bloß, wo er jetzt ist, wissen wir im Augenblick nicht!” Schlussendlich hieß es dann: “Ihr Koffer ist wohl doch auf dem Weg nach Dänemark!” Und je länger wir dort warteten mit unserem kranken Kind, desto häufiger kam uns der Gedanke: Wären wir geflogen, hätten wir jetzt vielleicht sogar weniger Sorgen! Heute, zwei Tage später, kann ich leicht sagen: wir hätten fliegen können! Es ist nun genau das eingetreten, was uns auch unser Arzt am Tag vorm Abflug prophezeit hat: “Fliegt’s! Es geht ihm gut genug und es wird euch im Nachhinein leid tun, wenn ihr zuhause bleibt!”
Wir haben es also tatsächlich geschafft, letztendlich ganze sechs Stunden am Flughafen zu verbringen, ohne irgendwohin zu fliegen und dabei ist auch noch unser Koffer abhanden gekommen. Das muss uns mal einer nachmachen, oder? Über den Verbleib des Koffers weiß auch heute, zwei Tage später, niemand etwas. Das Personal vom Flughafen ist jedenfalls zuversichtlicher als wir, dass wir den noch mal wieder sehen. Ich habe dadurch gerade ein sehr akutes Kleidungs-Problem, denn die wenigen Oberteile, die mir mit meinem in den letzten Wochen wirklich explosiv gewachsenen Zwillingsbauch überhaupt noch gepasst haben, befinden sich großteils in diesem Koffer.
(Update Koffer: Unser Koffer kam glücklicherweise ein paar Tage später wieder zu uns zurück – er war tatsächlich über genau den Zeitraum, den wir eigentlich dort gewesen wären in Dänemark und somit der einzige von uns, der diese Reise gemacht hat.)
Unsere Reisepläne für 2019 – Reisen mit Zwillingen
Und dann? Wenn die Zwillinge da sind, wie geht es dann mit dem Reisen weiter? Keine Ahnung! Dann wird erst mal das Leben selbst Reise genug sein! Und was für eine Reise! Ich habe nicht die leiseste Vorstellung, wie mein Leben sich dann anfühlen wird. Und wie das Leben und Reisen mit Zwillingen und Kleinkind uns alle und unser Reiseverhalten verändern wird. Aber das hier ist ein Reiseblog und soll auch in erster Linie ein Reiseblog bleiben. Es wird mit dem Reisen weitergehen, dann eben als family of five. Über eine erste Reise mit unseren Zwillingen denken wir aber erst nach, wenn wir wissen, wie sich das anfühlt, Zwillingseltern zu sein. Zum ersten Mal seit Langem kann ich keine konkreten Reisepläne schmieden, das fühlt sich gerade noch ungewohnt an. Ich sehe es aber auch als Chance, das Zuhausebleiben wieder mehr zu schätzen. Im Sommer wird mir das leicht fallen, aber im Winter… daran muss ich wirklich noch arbeiten!
Auf meiner Wunschliste für 2019 standen ursprünglich neben Australien und Singapur im Februar nur mal so ganz grob: Mazedonien & Montenegro, Portugal, Marokko, Schottland, die griechische Insel Milos. Es sollte in meiner Vorstellung wieder ein sehr reiseintensives Jahr werden, ähnlich 2018, in dem wir mit Valentin in insgesamt neun Ländern waren (Malta, Polen, USA, Schweiz, Frankreich, 2x Slowenien, Tschechien, Kroatien, Mallorca/Spanien) und auch einige schöne neue Orte in Österreich entdeckt haben. Oh, genau: Wandern, viel wandern, stand da auch dick und fett auf dieser Liste für 2019. Haha, wandern! Na mal sehen…
Wandern. Eigentlich, warum nicht? Jeder ein Baby in die Trage, Kleinkind immer gut im Auge behalten – und geht schon los!
(Update Sommer 2020: Übrigens, wandern mit Zwillingsbabys – das geht! Zum Beispiel auf der Rax in Niederösterreich – hier geht es zum Beitrag.)
Update Sommer 2020:
Unsere erste Reise mit den Zwillingen führte uns nach Italien – da waren sie 3 Monate alt. Die Reise war im Großen und Ganzen sehr, sehr unkompliziert. Die Zwillinge sind in den Babytragen getragen worden und haben dort auch mehr oder weniger den lieben langen Tag geschlafen. Vielleicht schreibe ich darüber mal einen Blogbeitrag…
Dann kam sowieso Corona und das weitere Ausprobieren im Reisen mit Zwillingsbabys wurde uns leider verunmöglicht. Mitte März 2020 wären wir eigentlich nach Mauritius geflogen. Im Sommer 2020 war zumindest eine Woche im Salzkammergut möglich, da waren die Zwillinge bereits 11 Monate: Lies hier über unsere Woche am Traunsee mit vielen Ausflugstipps.
Alle Fotos sind von unserem Teneriffa-Urlaub im März 2019 in der 20./21. Schwangerschaftswoche – was war mein Bauch da noch klein, auch wenn er mir damals schon riesig vorkam.
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4 Kommentare
Dagmar
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht bei Euch! Das Leben und der Alltag mit Zwillingen ist ganz wunderbar. Und auch eine besondere Herausforderung. Und das gilt auch für das Reisen. Ihr werdet schon den Weg finden, der für Euch passt. Bei unseren ersten Zwillingen haben wir die ersten 3 Jahre nur an der Ostsee geurlaubt, unsere Prioritäten waren einfach andere. Und jetzt mit den zweiten Zwillingen und insgesamt 4 Kindern im Schlepptau sind wir von Anfang an auch geflogen, haben eine Fernreise gemacht etc. So unterschiedlich kann es sogar innerhalb einer Familie laufen. Erstmal drücke ich die Daumen, dass die Zwerge gut und gesund ankommen. Und ob Du dann hier über Familienurlaub an der Ostsee oder über eine Elternzeitreise nach Australien bloggst: ich freue mich auf Eure Berichte ;) Alles Gute!
Johanna
Hallo liebe Dagmar! Danke für deine aufmunternden Worte – wirklich, das tut gut!!! :) bei uns ist es ähnlich, mit unserem ersten Sohn sind wir die ersten 1 1/2 Jahre gar nirgends hin, erst dann hat uns das Reisefieber wieder gepackt. Für mich gerade eine unvorstellbar lange Zeit, aber damals war das super so! Ich bin jedenfalls auch wirklich gespannt, wie sich das mit den Zwillingen entwickeln wird. Momentan höre ich nur von allen Seiten: “Na, da werdet ihr lange nicht mehr wegkommen!”, “Jetzt ist es wirklich vorbei mit dem Reisen!” Aber Blogs wie deiner zeigen, wie wunderbar das trotzdem noch geht! Ich war erst vor ein paar Tagen wieder auf deiner Seite stöbern und habe noch ein paar Tabs offen – muss da mal genauer reinlesen! ;-) Alles Liebe dir! :)
Steffi
Liebe Johanna,
ein toller Beitrag, den du da geschrieben hast! Bei euch war ganz schön was los in den ersten Monaten des Jahres! Ich bin wahnsinnig gespannt wie es euch als Familie mit Zwillingen gehen wird, wie Valentin damit zurecht kommt und wie sich eurer Reiseverhalten entwickelt. Ich drück dich aus der Ferne!
Johanna
Liebe Steffi, danke für deine Worte! Ich bin auch sehr gespannt, wie sich das alles entwickelt bei uns! :) ganz liebe Grüße,
Johanna